Eine Geburt wird als Spontangeburt bezeichnet, wenn das Baby auf ganz natürliche Weise auf die Welt kommt. Sie beginnt ohne wehenfördernde Mittel und endet ohne geburtshelfende Operationen (wie Geburtszangen oder Kaiserschnitt).
Die Geburt – so einzigartig wie Sie selbst
Keine Geburt ist wie die andere. Selbst Frauen, die schon mehrere Kinder bekommen haben, berichten immer wieder, wie unterschiedlich jedes Mal die Entbindung war. Es scheint sich niemals eine Routine einzustellen. Deshalb ist es auch schwierig, von Freundinnen oder Büchern Rat einzuholen. Die Vorgänge bei einer Geburt sind zwar prinzipiell immer gleich, jedoch die Gefühle, Eindrücke und Empfindungen jeder Frau sind völlig unterschiedlich.
Wie läuft eine Spontangeburt ab?
Jede Geburt ist anders und jede Frau empfindet Schmerzen und Gefühle individuell. Trotzdem ist die Geburt eines Babys immer ein sehr emotionales Ereignis: Vorfreude und Sorge, eine gute Portion Aufregung und Neugierde, manchmal auch ein wenig Angst. Und immer auch die starken Schmerzen. Generell wird der Verlauf einer Spontangeburt in drei Abschnitte unterteilt:
1. Die Eröffnungsphase:
Eine natürliche Entbindung, bei der das Baby seinen Weg nach außen durch die Scheide der Mutter nimmt, kann erst dann stattfinden, wenn der Geburtskanal groß genug ist, dass das Baby hindurchpasst. Der untere Teil der Gebärmutter, der in die Scheide mündet – Muttermund genannt – beginnt sich zu öffnen. Während der Schwangerschaft war dieser gut verschlossen, um das Kind vor Keimen zu schützen und ihm Halt zu geben. Das langsame Öffnen des Muttermundes wird von immer wiederkehrenden Wehen begleitet. Wehen sind Kontraktionen der Gebärmutter und werden durch ein spezielles Hormon (Oxytocin) gesteuert. Bei manchen Frauen sind diese Kontraktionen zu Beginn nur leicht und die Abstände zwischen ihnen noch sehr lang. Bei anderen Frauen kommen sie von Anfang an regelmäßig mit einigen Minuten Abstand.
Je weiter der Geburtsvorgang voranschreitet, umso regelmäßiger und stärker fallen auch die Wehen aus. Bis zur vollständigen Öffnung des Muttermundes (etwa 10 Zentimeter) haben sie sich in einen Rhythmus von etwa 3 bis 6 Minuten eingependelt. Regelmäßige Entspannung zwischen den Wehen und eine besondere Atemtechnik während der Wehen können diese Phase erleichtern, die bei Erstgebärenden meist etwa 10 bis 12 Stunden dauert. In der Regel verkürzt sich die Eröffnungsphase bei jeder weiteren Geburt um ein paar Stunden.
2. Die Austreibungsphase
Ist der Muttermund vollständig eröffnet und das Baby liegt tief im Becken der Mutter, beginnt die zweite und anstrengendste Phase der Geburt. Die Wehenabstände verkürzen sich auf 1 bis 3 Minuten und das Kind wird langsam Richtung Ausgang geschoben. Die Qualität der Wehen verändert sich hierbei. Nach den Wehen in der Eröffnungsphase setzen nun die Presswehen ein. Sie zehren sehr an den Kräften, werden aber oftmals als deutlich weniger schmerzhaft empfunden, da die Frauen aktiv mitarbeiten können, das Baby Stück für Stück hinauszuschieben. Es dauert durchschnittlich etwa 30 bis 90 Minuten, bis das Baby dann mit der letzten Presswehe hinausgleitet und das erste Mal das Licht der Welt erblickt.
3. Die Nachgeburtsphase
Hat das Baby seinen Weg nach draußen gefunden, verschwinden schlagartig alle Schmerzen. Der letzte Teil der Geburt beginnt mit dem Abnabeln des Neugeborenen und der Abstoßung der Plazenta (Mutterkuchen), die das Baby während der letzten neun Monate mit allen lebensnotwendigen Stoffen versorgt hat. Direkt nach der Geburt zieht sich die gedehnte Gebärmutter wieder zusammen. Hierbei löst sich die Plazenta ab und wird innerhalb der nächsten 60 Minuten durch schmerzfreie Wehen ausgestoßen.
Vorteile einer Spontangeburt
Nicht immer ist eine natürliche Geburt möglich oder erwünscht. Viele Babys kommen über einen Kaiserschnitt auf die Welt oder die Frauen entscheiden sich für schmerzstillende Mittel, wie eine PDA. Auch Mediziner kennen noch immer nicht alle Zusammenhänge, die Einfluss auf den Prozess der Geburt nehmen. Bekannt ist aber, dass Faktoren wie körperlicher und psychischer Zustand der Mutter, die anatomischen Voraussetzungen im Geburtsweg sowie Größe und Lage des Babys einen starken Einfluss auf den Geburtsverlauf nehmen.
Im Gegensatz zu einem durch Kaiserschnitt entbundenen Kind gibt es für das Baby, das den engen Geburtskanal passieren musste, ein paar Vorteile:
- Der starke Druck bei der Geburt presst das Fruchtwasser aus den Lungen des Kindes. Atemprobleme kommen so seltener vor als beim Kaiserschnitt.
- Beim Kontakt mit der vaginalen Schleimhaut wird das Kind bei der natürlichen Geburt mit Milchsäure produzierenden Bakterien besiedelt, was sich positiv auf sein Immunsystem auswirkt.
Eine natürliche Geburt bedeutet für die Frau immer auch eine emotionale wie körperliche Extremsituation. Die meisten Frauen empfinden starke Glücksgefühle, aber auch Erleichterung und Stolz, ihr Kind ganz alleine geboren zu haben.