Impfungen gehören zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen, die es gibt. Nur deshalb, weil geeignete Impfstoffe entwickelt wurden, konnten Epidemien ausgerottet werden, denen in früheren Zeiten Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Doch ist es heute überhaupt noch zeitgemäß, sich gegen Krankheiten impfen zu lassen, die es (fast) nicht mehr gibt? Welchen Effekt haben die Impfstoffe und wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus?
Was passiert eigentlich bei einer Impfung?
Bei einer Impfung wird die körpereigene Abwehrstrategie genutzt. In einem Impfstoff sind meist abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger enthalten. Der Körper wird mit diesen Erregern in Kontakt gebracht und bildet daraufhin Antikörper dagegen aus. Es wird unterschieden zwischen:
- Aktiver Immunisierung: Die Abwehrkräfte des Körpers müssen selbst aktiv werden. Dabei wird entweder keine oder eine sehr mild verlaufende Erkrankung ausgelöst. In einigen Tagen bis hin zu Wochen werden dann Antikörper gegen den Erreger gebildet. Diese Antikörper schützen nach der Grundimmunisierung für einige Jahre, manche auch ein Leben lang.
- Passiver Immunisierung: Bei dieser Variante enthält der Impfstoff bereits Antikörper gegen einen bestimmten Erreger. Diese stammen von anderen Menschen oder auch (in seltenen Fällen) von Tieren. Es entsteht ein sofortiger Schutz, allerdings hält die Wirkung in der Regel nur für einige Wochen oder Monate an. Sinnvoll kann eine passive Immunisierung immer dann sein, wenn eine Person mit einem Erreger infiziert wurde, gegen den sie nicht geimpft wurde.
Impfempfehlungen
Schon in frühester Kindheit werden erste Impfungen zur Immunisierung empfohlen. Dank flächendeckender Impfprogramme brechen in Deutschland glücklicherweise viele Krankheiten nur noch selten aus.
Die meisten Impfungen bestehen aus mehreren Teilen. Der erste Schritt besteht immer aus einer sogenannten Grundimmunisierung. Diese kann aus bis zu vier Einzelimpfungen in festgelegten Abständen erfolgen.
1. Alter: 6 Wochen – Rotaviren
2. Alter: 2 Monate – Grundimmunisierung Teil 1
Grundimmunisierung gegen: Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B, Hib, Pneumokokken, Rotaviren
3. Alter: 3 Monate – Grundimmunisierung Teil 2
4. Alter: 4 Monate – Grundimmunisierung Teil 3
5. Alter: ab 12 Monate – Meningokokken
6. Alter: 11-14 Monate – Grundimmunisierung Teil 4, zusätzlich: Masern, Mumps, Röteln und Windpocken
7. Alter: 15-23 Monate – Masern, Mumps, Röteln, Windpocken
8. Alter: 5-6 Jahre – Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten
9. Alter: 9-11 Jahre – Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Poliomyelitis
10. als Erwachsener alle 10 Jahre Auffrischimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten
In Risikogebieten: FSME
Jährlich im Herbst: Impfung gegen aktuelle Grippeviren. Standardimpfung für alle Personen über 60 Jahre und jüngere Menschen, die an bestimmten chronischen Erkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem leiden.
Wer bestimmt, was geimpft wird?
Das Bundesgesundheitsamt hat im Jahre 1972 eine ständige Impfkommission (STIKO) eingerichtet, die aus 16 Personen besteht und sich zweimal im Jahr trifft, um wichtige Fragen zu Infektionskrankheiten und Schutzimpfungen zu besprechen und Richtlinien herauszugeben. Die Bundesländer nutzen diese Empfehlungen als Vorlage für ihre Impfempfehlungen.
Reaktionen auf die Impfung
Manchmal kommen harmlose Beschwerden vor, die eine Antwort auf die Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte darstellen. Häufig ist ein Brennen, eine Rötung oder Schmerzen an der Einstichstelle festzustellen. Die Reaktion kann aber auch den ganzen Körper betreffen (Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder leichtes Fieber). Bei Lebendimpfstoffen ist auch eine abgeschwächte Form der Krankheit selbst möglich. Schwere Ausbrüche sind extrem selten.
Pro oder Kontra Impfung
Zwar sind moderne Impfstoffe gut verträglich, allerdings können trotzdem in einigen Fällen unerwünschte Arzneimittelwirkungen nicht ausgeschlossen werden. Einige Menschen mögen denken, dass es nicht notwendig sei, sein Kind oder sich selbst gegen nahezu ausgerottete Krankheiten impfen zu lassen, da die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, daran zu erkranken. Andere fürchten sich vor eben diesen unerwünschten Wirkungen – schließlich hört man immer wieder von sogenannten Impfschäden, die auftreten können.
Die genannten Krankheiten sind nicht harmlos! Empfindliche oder geschwächte Säuglinge wie auch Erwachsene können an Masern oder Tetanus sterben oder erhebliche Folgeschäden durch den Ausbruch der Krankheit davontragen. Sieht man sich Statistiken an, ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken – und daraus einen Schaden zu ziehen – erheblich höher als einen Impfschaden zu erleiden. Natürlich muss dieses Risiko jeder für sich selbst abwiegen. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht.
Was tun bei Fragen zur Impfung?
Grundsätzlich gilt: Zuständig für eine Beratung und Aufklärung zur Impfung ist bei uns immer der Kinderarzt. Nutzen Sie daher jeden Besuch bei Ihrem Arzt, um sich zu informieren, den Impfpass kontrollieren zu lassen und möglicherweise nicht durchgeführte Impfungen nachholen zu lassen. Der Arzt muss Sie vor einer Impfung auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen und Sie nach Überempfindlichkeiten oder akute Erkrankungen befragen. Dabei ist es durchaus üblich, dass der Mediziner im Einzelfall von einer Impfung (zu diesem Zeitpunkt) abrät und sie auf später verschiebt.