Social Freezing: Kinder nach Plan durch Kryokonservierung

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Seit Konzerne wie Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen angeboten haben, das Einfrieren ihrer Eizellen zu bezahlen, ist „Social Freezing“ in aller Munde. Auf sogenannten Egg-Freezing-Partys können sich in den USA IT-Angestellte informieren, wie sie aus Karrieregründen die Geburt ihres Kindes auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Social Freezing genau?

Den Kinderwunsch auf Eis gelegt

Schon seit vielen Jahren zeigt sich der Trend, Kinder immer später zu bekommen. Alleine in den letzten fünfzehn Jahren ist das Durchschnittsalter bei Erstgeburten von 26 auf über 30 Jahre gestiegen. Mehr als 20 Prozent der Gebärenden sind bereits über 35 Jahre alt, vier Prozent sogar über 40. Vor allem gut ausgebildete Frauen bekommen erst sehr spät Kinder oder bleiben gänzlich kinderlos. Begründet ist dieses Phänomen hauptsächlich durch berufliche Ursachen oder es fehlt einfach der passende Vater.

Die Natur hat es so eingerichtet, dass die fruchtbarste Zeit für eine Frau zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr liegt. Ab dem 35. Lebensjahr reduziert sich die Qualität der Eizellen rapide und die Chance auf eine spontane Schwangerschaft sinkt deutlich. Zusätzlich erhöht sich das Risiko auf ein behindertes Kind. Studien belegen, dass nicht das Alter der Mutter ausschlaggebend für eine erfolgreiche Befruchtung ist, sondern vor allem das biologische Alter der Eizelle. Die moderne Medizin bietet daher heute eine Reihe von präventiven Möglichkeiten, altersbedingter Kinderlosigkeit vorzubeugen.

Kryokonservierung aus sozialen Gründen

Der deutsche Begriff für Social Freezing nennt sich „Kryokonservierung“ und bezeichnet das Einfrieren von menschlichen Zellen ohne medizinische Indikation. Während befruchtete Eizellen oder Sperma schon seit vielen Jahren kryokonserviert werden, war dies bis vor Kurzem mit unbefruchteten Eizellen nur in einem sehr beschränkten Maß möglich. Unbefruchtete Eizellen sind nämlich sehr empfindlich und überstehen häufig das Einfrieren nicht schadlos. Heute wird ein Verfahren (Vitrifikation) angewandt, bei dem die Zellen ultraschnell schockgefroren werden. Dafür werden sie in flüssigen Stickstoff mit einer Temperatur von minus 196 Grad getaucht. Dies ist deutlich schonender für die Zelle. Die gefrorenen Zellen sind dann über Jahrzehnte hinweg sicher lagerbar. Frauen – und auch Männer – können sich auf diese Weise die Option auf eine Mutterschaft/Vaterschaft offen halten. Für Frauen eröffnet sich durch das Einfrieren ihrer Eizellen ein zusätzliches Zeitfenster von etwa 10-15 Jahren für eine erfolgreiche Empfängnis. Wichtigster Faktor für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist dabei ihr Alter bei der Eientnahme.

Kryokonservierung: Die Voraussetzungen

Das biologische Zeitfenster, in dem eine Frau schwanger werden kann, liegt bei etwa 25-30 Jahren. Ab dem 35. Lebensjahr steigen jedoch die typischen Risiken später Geburten. Deshalb empfehlen Mediziner, die Eizellenentnahme in möglichst jungen Jahren. Dies bedeutet in der Praxis: bis maximal zum 35. Lebensjahr, der beste Zeitpunkt für eine Entnahme liegt jedoch zwischen 20 und 30. Durch eine Kryokonservierung erhöht sich nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer späteren Schwangerschaft, sondern auch Risiken wie Missbildungen oder Aborte verbleiben damit auf dem Niveau des Alters der Frau bei Entnahme der Eizellen. Verwendet werden können die Eizellen unbegrenzt lange, empfohlen wird eine Befruchtung allerdings bis spätestens zum 45. bis 50. Lebensjahr der Frau.

In der Praxis

Kryokonservierungen bieten nur spezialisierte Praxen und Kliniken an. Um die empfohlene Menge von etwa 15 Eizellen zu erhalten, sind im Durchschnitt drei Entnahmen notwendig. Zunächst erfolgt also – ähnlich wie in der ersten Phase einer Kinderwunschbehandlung – eine Hormonbehandlung, bei der die Eierstöcke stimuliert werden. Kontrolliert wird das Wachstum der Eibläschen mittels Ultraschalluntersuchung. Bei dem anschließenden kurzen Eingriff werden die Eierstöcke über die Scheide mit einer Hohlnadel punktiert, abgesaugt und auf ihre Qualität hin untersucht. Für jede Entnahme, also für jeden Zyklus, fallen Kosten von etwa 3.000 Euro inklusive der notwendigen Medikamente an. Hinzu kommen Gebühren von 300 Euro für die Lagerung pro Jahr.

Social Freezing: Erfolg und Risiken

Wie zuverlässig Social Freezing ist, hängt vom Alter der Frau ab, in dem ihr die Eizellen entnommen werden. Während relativ junge Eizellen nach dem Auftauen fast zu 100 Prozent intakt sind, übersteht nur etwa jede dritte Eizelle die Prozedur, wenn sie nach dem 35. Lebensjahr entnommen wurde. Die Risiken einer Schwangerschaft bei älteren Frauen bleiben unverändert. So leiden diese häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes oder einem durch die Schwangerschaft ausgelösten Bluthochdruck.

Wer heute schon an Morgen denken will, kann das Einfrieren verschiedener Zellen in die Wege leiten, um späterer altersbedingter Kinderlosigkeit vorzubeugen. Social Freezing bedeutet dabei eine Option, auch den emotionalen Druck zu nehmen, alles auf einmal miteinander vereinbaren zu müssen oder sich unbedingt jetzt für oder gegen Karriere oder Kinder zu entscheiden. Aber nur, weil eine Frau sich dazu entscheidet, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nicht auch auf natürlichem Wege schwanger werden kann.

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