Terror, Gewalt und Angst bestimmen derzeit die täglichen Meldungen in den Medien. Das geht auch an unseren Kindern nicht unbemerkt vorbei. Eltern sehen sich deshalb mit der Frage konfrontiert, ob und wie sie mit ihrem Nachwuchs darüber reden sollen. Wer von seinem Kind nach dem „Warum“ gefragt wird, sollte ehrlich antworten und sich viel Zeit nehmen. Denn Verschweigen nützt dem Kind nicht, denn es holt sich seine Informationen – wenn nicht bei den Eltern, dann woanders.
Altersgerecht erklären
Die vielen Tagesmeldungen von Anschlägen und Terror sind allgegenwärtig. Nach den Anschlägen in New York und Paris gehören nun auch in Deutschland Amokläufe und Gewalt zum täglichen Leben. Wir können unsere Kinder nur in geringem Maße vor den Informationen und Bildern bewahren. Deshalb müssen Eltern heute einen Weg finden, das Geschehen zu erklären – und das möglichst, ohne ihnen Angst zu machen. Eine Antwort auf das „Warum“ hängt vor allem vom Alter des Kindes ab:
- Kindergartenkind: Das Kind braucht nur zu wissen, dass beispielsweise ein Fußballspiel verschoben wurde. Gründe spielen erst einmal keine Rolle.
- Grundschulalter: Für ein Grundschulkind reicht schon eine einfache Begründung. Beispielsweise, dass die Polizei eine Bombe vermutet und deshalb aus Sicherheitsgründen lieber das Fußballspiel verschiebt.
- Weiterführende Schule: Erst ab einem höheren Alter interessieren sich Kinder und Jugendliche für Einzelheiten. In diesem Fall sollten die Eltern auf Fragen ehrlich antworten, jedoch keine Horrorszenarien beschreiben.
Nur auf gezielte Fragen antworten
Antworten Sie nur konkret auf die Frage, die Ihr Kind gestellt hat. Holen Sie nicht weit aus oder erzählen gar grausame Einzelheiten, wenn das Kind gar nicht danach gefragt hat. Die Informationen sollten also „scheibchenweise“ kommen, ohne dass Ihr Kind den Eindruck gewinnt, dass Sie ihm etwas verheimlichen möchten. Antworten Sie in klarer, einfach verständlicher Sprache, sodass Ihr Kind gleich merkt, worauf Sie hinauswollen. Strahlen Sie Ruhe und Zuversicht aus, verharmlosen Sie die Sache aber auch nicht. Sie dürfen Ihren Gefühlen ruhig Ausdruck geben, wie: „Das macht mich traurig.“ Aber tun Sie das sehr sachlich. Es ist sehr wichtig, wie Sie etwas sagen. Ihr Kind orientiert sich an Ihren Gefühlen. Strahlen Sie Angst oder Unsicherheit aus – auch unbewusst – wird Ihr Kind automatisch auch ängstlich, denn Kinder haben für so etwas feinste Antennen.
Mit Bedacht auf Fragen antworten
Statt auf die Frage nach einer Bombenmeldung im Bahnhof zu antworten: „Terroristen wollen den Bahnhof in die Luft jagen“, was in dem Kind Ängste auslösen kann, sagen Sie lieber: „Die Polizei hat eine Bombe entschärft.“ Das vermittelt Ihrem Kind ohne weitere Worte ein Gefühl der Sicherheit. Denn: Mama und Papa (oder eben die Polizei) haben alles im Griff und beschützen mich.
Kann es auch bei uns einen Anschlag geben?
Diese Frage sollte ehrlich beantwortet werden. Lassen Sie die Antwort allerdings niemals einfach so im Raum stehen, sondern vermitteln Sie gleich im Anschluss, dass sich das Kind sicher fühlen kann, da die Polizei alles im Griff hat. Kindern ab dem zwölften oder dreizehnten Lebensjahr hilft oft ein einfacher Vergleich über eine Wahrscheinlichkeitsrechnung: Das Risiko mit dem Auto einen Unfall zu haben ist sehr viel höher als das Risiko, bei einem Terroranschlag verletzt zu werden. Und in unser Auto steigen wir ja auch alle.
Warum töten die Terroristen Leute?
Viele Kinder möchten wissen, warum die Terroristen andere Menschen umbringen. Erzählen Sie Ihren kleinen Kindern bloß nichts vom Heiligen Krieg oder Religionskonflikten. Das verstehen die Kinder nicht und verunsichert sie nur noch mehr. Kleinen Kindern dürfen Sie ruhig sagen, dass das böse Menschen sind, die so etwas tun.
Soll man die Kinder Nachrichten oder Bilder ansehen lassen?
Weisen Sie Ihre Kinder nie aktiv auf Gewalt und Terror (im Fernsehen oder in der Zeitung) hin oder holen Sie Ihre Kinder zu den Nachrichten gezielt ins Zimmer. Die Kleinen reagieren auf Grausamkeit und Gewalt oft total verstört. Ihr Kind wird auch anderweitig von Anschlägen oder Gewaltverbrechen erfahren, sei es in der Schule oder in sozialen Netzwerken.
Ist Ihr Kind traurig darüber, dass etwas passiert ist, hilft Folgendes: Nehmen Sie an seiner Trauer teil, indem Sie ihm sagen, dass das Ereignis Sie auch sehr traurig macht. Und: Animieren Sie Ihr Kind, seine Trauer zum Ausdruck zu bringen, indem Sie an einer Schweigeminute teilnehmen, eine Blume oder ein Stofftier an einer Sammelstelle ablegen oder eine Kerze anzünden. Das gibt den Kindern das Gefühl, eine Last abgeben zu können, weil sie etwas Tröstendes tun. Aber übertreiben Sie die Sache nicht.