Reinigungsmittel, Medikamente oder Giftpflanzen: Erste Hilfe bei Vergiftungen

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Omas Pillen sehen aus wie leckere Smarties, das gelbe Spülmittel wie Orangensaft. Und schon landet der oft lebensgefährliche Inhalt im kleinen Mund – Kinder wissen nicht, dass manche Dinge schädlich für sie sind, die wie begehrte Lebensmittel aussehen. Wie Eltern Vergiftungen erkennen und Erste Hilfe leisten können, erfahren Sie hier.

Die häufigsten Vergiftungen

Fast 90 Prozent aller Unfälle mit Vergiftungen betreffen Kinder unter dem sechsten Lebensjahr. Kleinkinder sind im Entdeckeralter und stecken alles in den Mund. In vielen Haushalten liegen Arzneimittel achtlos auf dem Küchen- oder Nachttisch. Kleine Kinder ahnen nicht, dass das, was Mama oder Opa regelmäßig schluckt, für sie sehr schädlich sein kann. An zweiter Stelle kommen Reinigungsmittel und diverse Kosmetika im Haushalt, an denen sich Kinder vergreifen. Draußen im Garten oder auf dem Spielplatz sind es Giftpflanzen.

Symptome bei Vergiftungen

Die Palette der möglichen Anzeichen für eine Vergiftung ist breit gefächert. Manche Gifte wirken sofort und schon in sehr geringen Mengen. Einige Giftpflanzen rufen erst nach Stunden oder einem ganzen Tag Auffälligkeiten hervor, wie

  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schwindelgefühl
  • Unwohlsein
  • Krämpfe
  • Bewusstlosigkeit
  • Herz-Kreislauf-Stillstand

Maßnahmen

Entdecken Sie Ihr Kind, wie es sich gerade etwas in den Mund steckt, von dem Sie vermuten oder wissen, dass es gefährlich für seine Gesundheit ist, animieren Sie Ihr Kind dazu, alles, was noch im Mund ist auszuspucken. Ist das Kind noch zu klein, öffnen Sie am besten den Mund und holen mit den Fingern alles heraus, was irgendwie geht. Ältere, verständige Kinder können gegebenenfalls den Mund zusätzlich mit Wasser ausspülen, bei Kleinkindern besteht jedoch die Gefahr, dass sie es verschlucken.

Notruf

Rufen Sie auf jeden Fall den Notruf an, wenn Sie den Verdacht haben, dass es sich bei Beschwerden um eine Vergiftung handeln könnte. Den Rettungsdienst erreichen Sie rund um die Uhr und auch über das Handy unter der Nummer 112. Sagen Sie, was geschehen ist und welche Symptome vorliegen. Keine Angst, die Menschen in der Rettungsleitstelle stellen Ihnen gezielte Fragen, Sie können nicht versehentlich etwas vergessen.

Giftnotruf

Bis ein Arzt bei Ihnen eintrifft, heißt es unbedingt Ruhe bewahren. Wissen Sie, was Ihr Kind geschluckt hat, sollten Sie Reste davon oder Verpackungen unbedingt aufheben und dem Notarzt zeigen. Zusätzlich können Sie auch den Giftnotruf anrufen. Dort kann man Ihnen gezielte Anweisungen geben, was im Einzelfall zu tun ist. Wenn Ihr Kind sich erbricht, kann es sinnvoll sein, ein wenig davon aufzuheben. Aus dem Mageninhalt kann häufig auf die Ursache rückgeschlossen werden.

Bewusstlosigkeit

Sollte Ihr Kind bewusstlos werden, legen Sie es auf einen harten Untergrund (kein Bett) und bringen es in die stabile Seitenlage. Gegen Auskühlung hilft eine Decke. Wenn Ihr Kind nicht mehr atmet, beginnen Sie umgehend mit den Wiederbelebungsmaßnahmen in Form von Atemspende und Herzdruckmassage. Haben Sie den Notruf noch nicht getätigt, rufen Sie unbedingt zuerst die 112, bevor Sie mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Was Sie auf keinen Fall tun dürfen

Es kursieren eine Menge Gerüchte, was bei den unterschiedlichsten Vergiftungen hilft. Die meisten davon sind nicht nur unwirksam, sondern schaden mehr als sie helfen. Unternehmen Sie nichts, außer der Arzt oder die Experten aus der Giftnotrufzentrale haben es Ihnen empfohlen.

  • Lösen Sie niemals Erbrechen aus! Ätzende Stoffe können Speiseröhre und Schleimhäute nachhaltig schädigen!
  • Geben Sie nichts zu trinken! Weder Wasser noch Milch, geschweige denn Säurehaltiges oder andere Dinge!

Tipps für Sicherheit in Haus und Garten

Kinder sind erfinderisch und neugierig. Einfach giftige Sachen herumliegen lassen kann gefährlich sein, auch wenn die Dinge nicht direkt sichtbar sind. Schnell ist eine Schublade oder ein Schrank geöffnet. Daher sollten unbedingt folgende Dinge beachtet werden:

  • Medikamente im verschlossenen Schrank aufbewahren
  • Putzmittel, WC-Reiniger oder auch Shampoos an sicherer Stelle aufbewahren
  • möglichst Reinigungsmittel mit dem Zusatz Bitrex verwenden (oder selbst zugeben). Bitrex schmeckt schon in kleinsten Mengen extrem bitter, sodass es von Kindern gleich wieder ausgespuckt wird
  • Chemikalien nie in Getränkeflaschen füllen
  • nach Möglichkeit alle schädlichen Flüssigkeiten mit kindersicheren Verschlüssen versehen
  • keine Zigaretten- oder Tabakreste herumliegen lassen
  • im Haus und Garten auf giftige Pflanzen verzichten. Bringen Sie Ihrem Kind so früh wie möglich bei, dass es Blumen oder Beeren nicht alleine pflücken darf.

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